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Stefan Volk

Es gibt keine Zeugen, die das belegen könnten, im Gegenteil, alle die dafür in Frage kämen, streiten es vehement ab, ABER: in meiner Erinnerung sass ich als kleiner, fünf-, höchstens sechsjähriger Junge abends in den Ferien im Wohnwagen am Bodensee und schaute nicht nur regelmässig «Tatort» im Fernsehen, sondern einmal auch ROSEMARY'S BABY.

DON’T TRY THIS AT HOME! – sonst versuchen Ihre Kinder am Ende noch, mit Filmkritiken Geld zu verdienen, was eine ganz schlechte Idee ist, und schreiben viel zu lange Sätze.

Abgesehen davon aber hat mich der Polanski-Streifen, glaube ich, nicht weiter traumatisiert. Wenn ich daran zurückdenke, stellt sich eher ein Gefühl von urtümlicher Geborgenheit ein, was, wie ich gerade merke, dann doch ein bisschen creepy klingt. Leider wird’s nicht besser. Einer der ersten Filme, die ich allein im Kino sah und noch heute einer meiner Favoriten: BLUE VELVET von David Lynch. Da scheint es fast folgerichtig, dass ich viele Jahre später, 2011, ein Buch über «Skandalfilme» (www.facebook.com/skandalfilme) veröffentlicht habe. Wobei, darin schreibe ich auch, dass, wer Skandal macht, keineswegs automatisch Recht hat. Das mit dem Recht haben, ist übrigens überhaupt ein Problem; auch in der Filmkritik. Der Hang zur elitären Bevormundung scheint ungebrochen: «Warum begreift ihr nicht, dass ihr euch langweilen müsstet?»

Zum Schluss ein paar Vita-Funfacts: Dissertation über Literaturverfilmungen («Film lesen»), Buchautor (u.a. «Filmanalyse im Unterricht»), Filmessays für die Edition «KinoKontrovers». Ausserdem freier Mitarbeiter von Berner Zeitung, Bücher, Filmdienst, Spiegel Online etc. Noch Fragen? «Was Sie schon immer über Kino wissen wollten ...» erschien 2013 im Schöningh-Verlag.

Artikel dieser Autor:in

Kino

13. Juni 2012

The Women in the Fifth / La femme du Vième

The Woman in the Fifth ist ebensowenig ein Mysterythriller wie Pawlikowskis letzte Regiearbeit, My Sommer of Love, ein Psychothriller war. Auch diese tragische Liebe verzichtet bewusst auf den Thrill, das Tempo, den Nervenkitzel. Stattdessen entfaltet er in lyrischen Bildern, ruhigen bis zähen Einstellungen und Szenen eine mystisch versponnene Parallelwelt, die in ihren besten, quälendsten, von klassischer Musik und gespenstischer Atmosphäre getragenen Momenten an Stanley Kubrick oder Roman Polanski erinnert.

Kino

25. Apr. 2012

2 Days in New York

Es hätte diesen Film nicht unbedingt gebraucht. Fünf Jahre nach 2 Days In Paris erzählt Julie Delpy in der Fortsetzung 2 Days In New York wenig Neues. Der Grundkonflikt ist derselbe: hier die sinnlichen, freizügigen, chaotischen Franzosen, dort der eher prüde, reinliche Amerikaner.

Kino

11. Jan. 2012

Halt auf freier Strecke

Die Warnung gleich vorweg: dieser hemmungslos authentische Film über das Sterben ist kaum auszuhalten. Einerseits spricht das natürlich für die herausragende Qualität von Dresens Drama, das einen von der ersten Sekunde an schmerzhaft packt und danach nur gelegentlich den Griff ein wenig lockert, einen aber nie mehr loslässt. Andererseits drängt sich die Frage auf, wieso man sich das antun sollte. Eine Antwort darauf gibt der Film erst ganz am Ende, und sie fällt anders – unaufgeregter, selbstverständlicher – aus, als man das bislang aus dem Kino kannte.

Kino

21. Sep. 2011

Margin Call

Kühl, nüchtern und scharfsinnig analysiert Chandor den Weg in die Finanzkatastrophe. Auf knapp zwei Tage und ein halbes Dutzend Räume verdichtet, changiert Margin Call zwischen Kammerspiel und Thriller. Von Meeting zu Meeting spitzt sich die Lage zu, werden Wortwahl und Mimik dramatischer.