Wenn Genres auf Konventionen gründen, dann ist der Fernsehkrimi ein besonders generisches Genre insofern, als er sich in den meisten Fällen auf eine vergleichsweise kleine Anzahl kommunikativer Grundsituationen reduzieren lässt. Jede einzelne Serie, jede einzelne Episode greift dasselbe Material auf und arrangiert es neu. Ganz besonders häufig taucht eine bestimmte Gesprächssituation auf: Zwei Polizist_innen sind im Auto unterwegs, eine_r auf dem Fahrer-, eine_r auf dem Beifahrersitz. Durch die Sicherheitsgurte fixiert, für gewöhnlich nicht einander, sondern der Aussenwelt vor der Windschutzscheibe zugewandt, unterhalten sie sich, meistens über den aktuell zu lösenden Fall, gelegentlich auch über Privates.
Szenen dieser Art stellen eine Möglichkeit dar, Informationsvermittlung ökonomisch und inszenatorisch unaufwendig mit zwischenmenschlichem Geplänkel zu verknüpfen, ausserdem suggerieren die Verkehrsbewegungen Dynamik und Zielgerichtetheit. Es verwundert deshalb nicht, dass die Kolleg_innengespräche im Auto im Fernsehkrimi allgegenwärtig sind, so allgegenwärtig sogar, dass sie einem in den meisten Serien gar nicht weiter auffallen. Man könnte auch sagen: Als etwas Spezifisches, als Form bleiben sie unsichtbar – normalerweise; nicht jedoch in den drei Fernsehkrimis, die Christian Petzold in den letzten Jahren für den Bayerischen Rundfunk gedreht hat. [...]
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