Once Upon a Time ... in Hollywood war der begehrteste Film im Wettbewerb, was für alle stundenlanges Anstehen bedeutete. Auch heute werden viele Journalist_innen enttäuscht und wahrscheinlich wütend vor geschlossenen Türen bleiben. Für mich, die bloss einen blauen Pressebadge trägt und gestern zweieinhalb Stunden auf engstem Raum gewartet hat, reichte es gerade noch ganz knapp für die erste Vorführung. Vor Beginn des Films liessen Quentin Tarantino und seine Produzenten den anwesenden Journalist_innen ausrichten, sie mögen in ihren Kritiken bitte nicht allzu viel verraten. Alle, die den Film sehen wollen, sollen ihn so sehen wie wir heute. Dies erntete sowohl Buhrufe als auch Applaus. Und liess vermuten, dass der Film um eine zentrale Idee herum gebaut ist.
In der Tat steuert Once Upon a Time ... in Hollywood fast zwei Stunden lang genauso gemächlich auf den zum Schreien komischen Höhepunkt zu, wie Brad Pitts Figur in ihrem Chevrolet durch Los Angeles cruist. Er hält uns aber mit äusserst vergnüglichen Szenen und Kurzauftritten von Stars und Tarantino-Buddies wie Al Pacino, Michael Madsen, Kris Kristofferson oder Lena Dunham bei der Stange. Dabei feiert Tarantino den Fernseh- und den Italowestern, das Kino und das Fernsehen, kreiert wunderschöne und authentische Settings vom Hollywood des Jahres 1969. Mit Leonardo DiCaprio in der Rolle eines ewigen Westernbösewichts errichtet er den Antihelden der Leinwand ein Denkmal.
DiCaprio spielt den mittelmässig erfolgreichen Fernsehwestern-Bad-Guy Rick Dalton, der sein Stuntdouble Cliff (Brad Pitt) zu seinem Chauffeur und Gehilfen gemacht hat. Er ist für ihn «more than a buddy» und «less than a wife». Der Zufall will es, dass Ricks neue Nachbarn Roman Polanski und seine Frau Sharon Tate sind. Als zu Beginn schon Charles Manson ums Haus schleicht, ahnt man, wohin die Reise gehen wird.
Der finale Clou der Geschichte ist nichts Neues; vielmehr verlässt sich Tarantino auf ein Konzept, das er bereits in einem früheren Film erfolgreich angewandt hat. Das tönt schwammig, aber ich will nicht zuviel verraten, die Tarantino-Fans sollen ihren Spass haben. Die englischen Kollegen, mit denen ich nach dem Film und nachdem sie rasch ihre Kritiken getippt hatten, essen ging, konnten nicht aufhören, aberwitzige Szenen aufzuzählen und Dialoge zu zitieren. Sie sahen so glücklich dabei aus!