Hundert Jahre nationaler Filmgeschichte auf nicht sehr viel mehr Seiten zu entfalten, ist ein entsprechend ambitioniertes Unterfangen. Stefan Kramer gelingt es, für die Filmproduktion in China einen Kontext zu umreissen, der vor allem in der politischen Entwicklung des Landes verortet ist, aber auch die unterschiedlichen Zuschauer:innen (Bürgertum in den Städten, weitgehend illiterate Landbevölkerung) berücksichtigt.
Nach der kommunistischen Machtübernahme 1949 finden Filme, eingestuft als «das erste Instrument, mit dem die Befreiungsgeschichten erzählt werden sollen», mit «mittleren Charakteren», die zwischen den schematisch gezeichneten Figuren des Guten und des Bösen stehen, dennoch zu einer gewissen Ambivalenz und Individualität.
Komplexer ist die japanische Filmgeschichte mit ihren konkurrierenden privaten Produktions-firmen. Hier hätte man gerne mehr über den Kontext erfahren, Kayo Adachi-Rabe fokussiert sich stattdessen auf die Filme der grossen Filmemacher, weiss aber immerhin deren stilistische Eigenheiten herauszuheben.
Filmgeschichte kompakt, Kayo Adachi-Rabe: «Der japanische Film». 125 S.; Stefan Kramer: «Der chinesische Film». 149 S., edition text + kritik, München, CHF 23 / EUR 19