Eine Reise stellt alles in Frage, was bisher im Leben des erfolgreichen Chirurgen Fritz Reinhart als selbstverständlich galt: seine Karriere, seine Existenz als Ehemann und Familienvater. Die Umwälzung beginnt mit dem Tod seiner Mutter, der für ihn zu einer Art Weckruf wird: Endlich einmal wieder Zeit haben, mit seiner Frau wegfahren, sich auf grundlegende Fragen besinnen. So verbindet er den Urlaub in Thailand – die drei Kinder sind derweil in die Obhut ihrer Schwester gegeben – mit dem Besuch bei seinem ehemaligen Kollegen Bruno, der in einem Flüchtlingslager im Norden Thailands, nahe bei Burma, eine behelfsmässige Krankenstation leitet. Kaum angekommen, hilft er bei einer Notfall-Operation mit und erklärt sich kurz darauf bereit, Bruno für einige Wochen tatkräftig zu unterstützen. Seine Frau lässt er alleine nach Hause fliegen. So nimmt eine Erschütterung ihren Lauf, die nicht nur Fritz’ Leben nachhaltig verändert.
how about love erzählt von einem Phänomen, das oft bei “Helfern” auftritt: dass ihr Wunsch, ein guter Mensch zu sein und Ausserordentliches zu leisten, nicht mehr zu trennen ist von ihrer Faszination für die fremde Welt, in die sie geraten sind – wo sie sich oft noch wider alle Vernunft verlieben. So geschieht es dem rund fünfzigjährigen Chirurgen, der sich nicht nur in die thailändische Landschaft, sondern bald auch in die junge burmesische Flüchtlingsfrau Say Paw verliebt und schliesslich gar ein Kind mit ihr zeugt. Die sorgfältig komponierten Bilder mit viel Sensibilität für Farbstimmungen und Lichtinszenierungen umspielen dieses Eintauchen-Wollen und lassen den Körper des Europäers für eine bestimmte Zeit teilhaben an der dunklen Üppigkeit der südostasiatischen Vegetation. Symbol dafür ist der verborgene Quellsee, bei dem das Liebespaar zusammenkommt. Doch bald wird diese Umgebung den gutmeinenden Schweizer auch wieder wegstossen und sogar beinahe töten, wenn er von einer heftigen Malaria heimgesucht wird. Mit welcher blinden Naivität er sich mit den Flüchtlingsschicksalen identifiziert, wird auch deutlich, als Say Paw mit ihm heimlich die Flussgrenze nach Burma überschreitet – und Fritz plötzlich begreift, in welche Gefahr er sich bringt.
Der Film zeichnet glaubwürdige Figuren, und die Dialoge sind lebensnah. Mit Adrian Furrer und Martin Hug präsentiert Haupt zwei hervorragende Schauspieler, die bisher vor allem im Theater überzeugten. Hier füllen sie ihre auf Gegensätze angelegten Rollen – da der idealistische Arzt, der sein Scheitern akzeptieren muss, dort der Desillusionierte, der aber auf Dauer mehr bewegt – mit differenziertem Spiel aus.
Vieles also stimmt in diesem Film – und doch lässt einen der Sog, in den Fritz hineingerät, bis zum Schluss ein wenig aussen vor. Das mag zum einen an den vielen Nebenhandlungen liegen, die beispielsweise Fritz’ Beziehung zu seinem Vater oder seinen Kindern – zwei von ihnen übrigens von Haupts eigenen Kindern sehr gut gespielt – und sein politisches Engagement kurz beleuchten und sein Psychogramm vervollständigen sollen, aber letztlich doch eher wie eine Pflichtübung anmuten. Zum anderen werden manche zentrale Konfliktmomente zu wenig tief ausgelotet, als sei der Regisseur vor der Hässlichkeit zurückgeschreckt, die er am anderen Flussufer noch hätte entdecken können. Doch wie dieser Film ein komplexes psychologisches Thema, eben jene Vermischung einer persönlichen Mission mit dem Wunsch nach existentieller Intensität und ultimativer Klarheit – und der daraus resultierenden Überforderung –, plausibel verbindet und filmisch umsetzt, ist eine sehr beachtliche Leistung.