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Revolutionäre Kraft der Musik – Gloria!

Ein Pop-Märchen in Venedig aus 1800. Dieser Film tanzt sich von den rigiden Gesellschaftszwängen der Zeit frei.

Text: Michael Kienzl / 27. Aug. 2024
  • Regie

    Margherita Vicario

  • Buch

    Anita Rivaroli, Margherita Vicario

  • Kamera

    Gianluca Palma

  • Darsteller:innen

    Galatéa Bellugi, Paolo Rossi, Sara Mafodda

Für ihr Umfeld in einer katholischen Musikschule für Waisenmädchen ist die Dienstmagd Teresa (Galatéa Bellugi) wie unsichtbar. Weil sie ihre sprudelnde Kreativität zunächst konsequent in sich verschlossen hält, denken alle, sie sei stumm. Doch während Teresa ihrer Arbeit nachgeht, verzaubert sie ihre Welt gedanklich in ein beschwingtes Musical, in dem das Klatschen ausgeschüttelter Bettlaken und das Ratschen des Besens den Takt vorgeben.

Margherita Vicarios Regiedebüt ist selbst so eine musikalische Fantasie. Angesiedelt in der Nähe Venedigs im Jahr 1800, erzählt die italienische Sängerin ein erhebendes Pop-Märchen über junge Frauen, die sich von den Fesseln alter Bräuche befreien und gegen die Obrigkeit aufbegehren. Die Handlung dreht sich um einen anstehenden Papstbesuch, für den der von Paolo Rossi mit theatralischer Wehleidigkeit verkörperte Kapellmeister Perlina eine neue Komposition präsentieren muss.

Während er sich erfolglos den Kopf zerbricht, braut sich im verborgenen Kämmerlein eine kleine Revolution zusammen. Teresa und die jungen Musikerinnen aus Perlinas Ensemble improvisieren dort ungeniert ahistorisch Blues-Melodien und schmettern inbrünstig Italo-Popsongs, während auf dem Soundtrack noch ein paar Techno-Beats wummern.

Gloria! ist ein dramaturgisch grob skizziertes Feelgood-Movie, das Gemeinschaft, weibliche Solidarität und die umstürzlerische Kraft der Musik feiert. Die lieblich naiven, im gleichmässigen Klatschrhythmus komponierten Stücke von Vicario und Davide Pavanello fallen dabei naturgemäss hinter die filigranen Barock-Kompositionen von Vivaldi zurück, die für verkrustete Traditionen stehen. Den Film, der aus dem Bauch heraus inszeniert ist, ins Herz zielen sowie in die Beine gehen will, schert das jedoch wenig.

 

Dieser Artikel ist in der Printausgabe Nr. 4/2024 erschienen. Stöbern Sie in unserem Ausgabenarchiv.

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