Ist dieser Film für die Zukunft gemacht worden? Die Tatsache, dass Frédéric Gonseth die Abstimmung vom 18. Mai 2014 und deren Vorgeschichte als Krimi inszeniert, dessen ungewisser Ausgang für Spannung sorgen soll, befremdet doch einigermassen. Das heutige Schweizer Publikum wird sich hoffentlich noch an das Abstimmungsresultat erinnern. Es könnte also ein Film sein, der erst in zwanzig Jahren seinen formalen Aufbau wird spielen lassen können. Wenn das Publikum einmal alles vergessen hat, wird sich Spannung, durch die musikalische Untermalung noch verstärkt, vielleicht einstellen.
Möglicherweise hat es hier aber ein Schulfilm ins Kino geschafft. Jüngere Schüler wissen wahrscheinlich wirklich nicht, wie die Abstimmung ausgegangen ist. Dass Gonseth einen Schulfilm für die Kinoleinwand gedreht hat, ist mindestens so erstaunlich, wie die Idee, einen Film explizit für die Nachwelt zu drehen. Für diese These sprechen jedoch der pädagogische Duktus und das explizite Offenlegen des Vorgehens und der Ziele des Films. Ich sage, was ich mache, und dann mache ich es. Das ist pädagogisch wertvoll, für einen Erwachsenen-Dokumentarfilm jedoch plump. Auch der von Gilles Tschudi gesprochene Off-Kommentar, der an die verstorbene Märchenerzählerin Trudi Gerster erinnert, deutet auf ein sehr junges Zielpublikum hin. Der Film bietet jedenfalls eine interessante Lektion in direkter Demokratie und politischer Taktik, die sich in der Schule sicherlich fruchtbar nutzen lässt. Gegen eine Einordnung ins Schulfilmfach würde allerdings der behäbige Stil des Dokumentarfilms sprechen, der den Unter-Achtzehnjährigen historisch und nicht ganz ernstzunehmend vorkommen würde. Da wäre ein modernerer Stil angebracht gewesen.
Da bleibt noch eine dritte These zum Zielpublikum: Es ist im Ausland zu finden. Da wird man tatsächlich über uns den Kopf schütteln können oder lauthals lachen, wie es ein afrikanischer Beobachter der Landsgemeinde im Appenzell im Film tut, als ihm jemand erklärt, worüber da gerade abgestimmt wurde. Als «einzigartig» lässt sich die Schweizer Demokratie visuell natürlich am besten mit der Landsgemeinde illustrieren, denn das briefliche Abstimmen gibt als Bild nun mal nichts her. Diese Kuriosität, die uns etwas sauer aufstösst, weil sie nicht repräsentativ ist und ein äusserst konservatives Bild der Schweiz zeichnet, wird das ausländische Publikum sicherlich unterhalten.
Lachen können bei Ein Volk auf der Höhe aber auch wir Schweizer: über uns selbst. Und auch wenn wir uns drei Jahre zurück erinnern mögen und der Krimitouch nicht verfängt, lässt sich hier etwas lernen, etwas über die Mechanismen der Politik, über die Unvorhersehbarkeit von Weltereignissen und ihrer Auswirkung auf die Meinung der Bevölkerung eines kleinen Landes zur Bedeutung ihrer Armee. Denn das wird klar, hier geht es nicht um den Gripen, es geht um Weltanschauungen und Emotionen.
Gonseth inszeniert am Ende der Schlacht ein Happy End für alle. Er führt die politischen Gegner zusammen und demonstriert das wirklich Einzigartige: Man respektiert seinen Gegner, schüttelt ihm die Hand und wünscht ihm alles Gute. Auf ein anderes Mal.
Was immer dieser unterhaltsame Film eigentlich will, er ist durchaus sehenswert. Trotz seiner verunglückten Form.