Manchmal gibt es Filme, die bewegen sich ganz nah an der Grenze zum Scheitern, an der Grenze zum Trash. Sie erwarten vom Zuschauer, dass er eine vielleicht absurde, vielleicht aber auch lächerliche Voraussetzung akzeptiert. Das birgt immer auch die Gefahr, dass der Zuschauer sich gegen das Gesehene sperrt und das mühsam aufgebaute Konstrukt in sich zusammenfällt. Der neue Film von Jodie Foster ist ein solcher Fall, und dass die Gratwanderung nicht vollends Schiffbruch erleidet, ist – wer hätte das gedacht – Hauptdarsteller Mel Gibson zu verdanken. Der Grund: Ebenso ernsthaft wie drollig spürt er den Nöten seiner Figur nach und versucht damit – nach höchst umstrittenen Regiearbeiten und peinlichen Äusserungen in der Öffentlichkeit – so etwas wie ein Comeback.
Gibson spielt Walter Black, den erfolgreichen Geschäftsführer einer Spielzeugfabrik und liebenden Familienvater, der wie aus heiterem Himmel von schweren Depressionen heimgesucht wird. Nichts geht mehr. Arbeitskonferenzen ziehen wie in Trance an ihm vorbei, zuhause liegt er den Rest des Tages im Bett. Seine Frau Meredith, viel zu blass dargestellt von der Regisseurin, und der jüngste Sohn Henry reagieren anfangs noch verständnisvoll und hilfsbereit. Der ältere Sohn Porter hingegen verachtet seinen Vater und versucht verzweifelt, Gemeinsamkeiten zwischen ihnen zu finden und auf selbstklebende Merkzettel zu schreiben – nur um sie dann abzureissen und wegzuschmeissen. Irgendwann setzt Meredith ihren Gatten einfach vor die Tür. Für Walter Grund genug, sich aufhängen zu wollen. Doch kurz zuvor findet er im Müll eine Biber-Handpuppe, die ihm fortan als Alter ego dient. Von Gesprächspartnern verlangt er, sich direkt an das Stofftier in seiner linken Hand zu wenden. Dann legt das Spielzeug los (im Original mit australischem Akzent) und schmeisst den Laden mit Charme, Elan und Ideenreichtum. Doch der Biber hat längst ein Eigenleben angenommen – Walter wird ihn nicht mehr los …
Autor Kyle Killen bot das Script zuvor jahrelang wie Sauerbier den Studios an und erhielt 2008 sogar einen Preis für das beste unverfilmte Drehbuch. Eine klinisch korrekte Studie von Depression oder gar Schizophrenie hatte er sicher nicht im Sinn. Im Gegenteil: Die Gründe für Walters Schwermut werden nie benannt, die Ausmasse – Walter schleicht wie ein Zombie durch sein Leben – wirken übertrieben, die plötzliche Wandlung mittels eines Mediums erscheint unglaubwürdig. Jodie Foster widmet sich darum mehr dem komischen Gefälle zwischen der scheinbaren Verschrobenheit Walters und dem realen Pragmatismus, dem sich seine Mitmenschen weiterhin verpflichtet fühlen. Am besten nähert man sich dem Film mit der Vorstellung, dass Walter wie ein Schauspieler eine Rolle annimmt, hinter der er sich verstecken kann. Dann wirkt die Prämisse auch nicht mehr lächerlich, sondern einfach nur exzentrisch. Doch genau hier liegt das Problem des Films: The Beaver pendelt unentschieden zwischen melancholischem Drama und absurder Farce, ohne allzu sehr in Extreme auszuschlagen. Foster ist auf Nummer sicher gegangen. Fast hat man den Eindruck, als hätte sie dem Potential des Drehbuchs nicht getraut. Während Filme wie Henry Kosters Harvey oder Craig Gillespies Lars and The Real Girl die Probleme ihrer Figuren mit Charme und Herzenswärme lösten, leistet sich Foster noch eine Nebenhandlung, in der Porter für die schöne Norah, dargestellt von Jennifer Lawrence aus Winter’s Bone, eine Abschlussrede für die Schule schreibt. Damit nicht genug: Zu allem Überfluss driftet die Regisseurin gegen Ende auch noch in Horrorgefilde ab. Ein eigentümlicher Film und vielleicht ohne Mel Gibson gar nicht denkbar.