Es ist das Spielfilmdebüt der jungen französischen TV-Journalistin Alix Delaporte, nach einer TV-Dokumentation über Zinédine Zidane und Kurzfilmen, von denen Comment on freine dans une descente? 2006 den Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig gewann. Die Intention nach ihrer Aussage war es, eine Liebesgeschichte von Menschen zu erzählen, die ihr vertraut sind, von Menschen aus einem kleinen Fischerhafen in der Normandie.
Nun haben es gerade die unprätentiösen, kleinen Geschichten so an sich, dass sie besonders sorgfältig und gekonnt erzählt werden müssen, weil gerade die Gefühle der kleinen Leute nicht mit so viel gesellschaftlicher Schminke übertüncht sind wie die der feinen Gesellschaft, deren Theatralik einem outrierten Spiel entgegenkommt. Und die Liebe, ja sie ist für Frankreich prädestiniert.
Aber eigentlich ist es der Film der siebenundzwanzigjährigen Angèle, die von der spröden Schönheit Clotilde Hesme verkörpert wird. Delaporte mag den Zuschauer ein wenig düpieren, wenn sie ihn in der Eröffnungsszene gleich mit einem unpersönlich ablaufenden Geschlechtsakt konfrontiert, den Angèle mit einem Unbekannten vollführt und als Lohn eine Spielzeugfigur erhält. Aber es handelt sich nicht um ein debiles Verlangen nach Schnickschnack, sondern um ein Geschenk für ihren Sohn, der bei den Eltern des Erzeugers lebt, der tot sein soll. Angèle war im Gefängnis, und sie kann ihr Kind erst dann wieder bekommen, wenn sie eine feste, also legale Verbindung eingeht. Ein Inserat macht sie mit dem Fischer Tony bekannt, der ihr auch Arbeit anbietet und ihr ermöglicht, aus dem Heim auszuziehen und bei ihm und seiner Mutter zu wohnen, deren Misstrauen aber gewaltig ist.
Schliesslich weiss niemand, was die junge Frau alles auf dem Kerbholz hat. Aber da es auf der Welt auch Menschen mit Herz gibt, die an die Läuterung glauben und denen innere Werte mehr bedeuten als alles auf der Welt, wird es dem rauen, gar nicht attraktiven, aber mit Spürsinn für den guten Kern eines Menschen ausgestatteten Fischer Tony gelingen, die scheinbar so hoffnungslos in der Welt stehende Frau für sich zu gewinnen und ihrem Sohn erste Anzeichen abzutrotzen, dass diese Beziehung in einem glücklichen Familienleben enden könnte.
Delaporte präsentiert die Schauspieler eher, denn dass sie sie inszeniert, und versucht, mit vielfältiger musikalischer Untermalung und nicht sehr aussagekräftigen Nebenhandlungen der Geschichte die notwendige Spielfilmlänge und Dramaturgie zu geben.
Da die Bilder und die Menschen keinen Glamour ausstrahlen, kann man als Zuschauer aber auch von dieser Wandlung zum Guten so hingerissen sein, dass einem die Gefühle vermitteln, wie überzeugend doch eine Liebesbeziehung wachsen kann, wenn zwei bei Gott wenig bevorzugte Seelen sich innig bemühen, das Glück zu erzwingen. Das kann dann dem Können und der Präsenz der beiden Hauptdarsteller geschuldet sein, die mehr geben, als ihnen die Story zukommen lässt. Da mag Delaporte doch einen überzeugenden Blick für Qualität bewiesen haben, auch wenn sie auffällig oft und intensiv Angèle durch die Landschaft radeln lässt, um gleichnishaft die Anstrengungen um Mann und Kind mit der körperlichen Schinderei deutlich werden zu lassen.